Als sich die Sonne noch um die Erde drehte

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Die Zeit des Hauses

In den rund 60 Häusern, die es in Sonthofen zu jener Zeit gab, als die Nagelschmiede erbaut wurde, existierten rund 100 Haushalte - mit fallender Tendenz. Um 1650 waren es nur noch ca. 70 Haushalte. Im Staatsarchiv Augsburg fanden wir Einträge zu den früheren Besitzern des Hauses. Diese sind blau hervorgehoben in die folgende Chronik eingearbeitet.

Auszüge aus der "Allgäuer Chronik" von Dr. A. Weitnauer, 1972

1585
Der Bischof von Augsburg läßt in Sonthofen ein Leprosenhaus einrichten, das zehn Aussätzige aufnehmen kann. Zur Stiftungsausstattung des neuen Siechenhauses gehört u. a. der große „Siechenwald" auf dem  Grünten  nächst  dem  Burgberger Hörnle, wo sich die Bezeichnung „Siechenkopf" bis heute als Flurname erhalten hat.

1586 bis 1587
Bau des alten Hauses. Nach Erforschung der Konstruktion dürfte es damals ungefähr so ausgesehen haben.

1Bauphase

1587
In Oberstdorf werden der Roßhirt Conrad Stöcklin und Bregenzers Grete wegen "Hexerei" gefänglich eingezogen und in Sonthofen auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. Beide sind "standhaft und beharrlich gestorben". Den Tod auf dem Scheiterhaufen erleiden neben anderen in diesem Jahr auch Barbara Straub und die Schraudolfin, beide aus der Pflege Rettenberg. Sie werden zusammen mit dem Leichnam der im Gefängnis gestorbenen Anna Nick verbrannt.

1588 
Zwar keinen Bezug zu Sonthofen hat die folgende Anekdote aus der Allgäuer Chronik, sie ist aber allemal lesenswert: Katholische Kaufbeurer Bürger beschweren sich beim Augsburger Bischof über ihren Pfarrherrn Deusdedit Hainz, weil dieser beim traditionellen „Schweinmahl" am vergangenen Stephanstag Ärgernis erregt hat. Nachdem der fröhliche Seelenhirt ungebührliche Lieder gesungen und unmäßig viel getrunken hatte, mußten ihn vier Männer auf einer Mistbahre heimtragen.

Bauernfest

1589
Der Bischof von Augsburg stiftet für das Sonthofener Leprosenhaus 5000 Gulden, wobei bestimmt wird, daß nur katholische Leprosen aufgenommen werden.

1602
Balthasar Ueblher von Berghofen bei Sonthofen kauft sich von der Leibeigenschaft des Hochstifts Augsburg los und wandert nach Wessobrunn aus, um für das dortige Kloster zu arbeiten. Abt Uebelhör im Kloster Wessobrunn ist vermutlich ein Verwandter des Berghofener Emigranten; möglicherweise stammt auch dieser Abt aus Berghofen. Von diesen Berghofener Ueblher, von denen in der Folgezeit noch weitere nach Wessobrunn auswandern, stammen vermutlich die berühmten Wessobrunner Stukkateure Ueblher ab.

1603 
Am 2. April versammeln sich die bischöflich-augsburgischen Bauern der Pflege Rettenberg zwischen Agathazell und Burgberg auf dem sog. Rebellionshügel; sie schließen ein Schutz- und Trutzbündnis und verlangen von ihrem Herrn, dem Bischof zu Augsburg, Abschaffung der 1603 eingeführten Neuerungen. Denjenigen, die sich weigern, dem Bauernbündnis beizutreten, sperren die Mitglieder des Bundes „Wun und Weide, Schmiede und Backofen". Am 1. August befiehlt der Bischof von Augsburg seinen Pflegern zu Füssen und Marktoberdorf, je 150 Mann Truppen bereitzustellen, um im Falle eines Bauernaufstandes in der Pflege Rettenberg die Besatzungen der Burgen Burgberg und Hubenstein verstärken zu können. Auch in anderen augsburgischen Pflegämtern werden Truppen mobilisiert. Am 11. Oktober bringt jedoch eine kaiserliche Kommission in Sonthofen einen für die Bauern günstigen Vergleich zustande.

1607
Am 6. August beantragen Erzherzog Maximilian von Baiern und der Fürstabt des Stifts Kempten beim Kaiser, dieser möge unverzüglich die Reichsacht über die Bauern von Rettenberg verhängen. Die Bauern werden trotzdem immer rebellischer. Am 16. Oktober ziehen sie, geführt von dem Oberstdorfer Bader Hans Huber, vor Burg Fluhenstein,umringen sie, graben die Wasserzuleitung ab und fordern die Übergabe.

Die kleine Besatzung wird von den Bauern gefangen genommen, die Burg besetzt. Der Bischof von Augsburg setzt Landsknechte gegen die Rettenberger Bauern in Marsch, die Bauern aber nehmen die Landsknechte gefangen. Die aufrührerischen Bauern plündern die Häuser der bischöflich-augsburgischen Pfleger und Richter in Sonthofen, Stephansrettenberg, Ottackers und Wertach.

 

An der Starzlach bei Sonthofen wird eine Schmelzhütte gebaut. Das Erz für diesen Hochofen wird am Südhang des Grünten und am Tiefenbacher Eck gewonnen und auf Schlitten zum Schmelzofen gefahren.

1613
In Sonthofen wird Hans Schnitzer geboren; er wächst sich mit der Zeit zu einem Riesen von 2,28 Meter Größe aus.

1618 
Beginn des 30-jährigen Krieges

1620 
In Sonthofen besteht ein herrschaftliches Bergwerk, das Grünten-Erz verarbeitet.

1629 
In Sonthofen wird wegen der Pest der bisherige Gottesacker bei der Pfarrkirche aufgelassen und ein neuer Friedhof außerhalb des Ortes angelegt.

1632 
Juni
200 Reiter und 600 Mann zu Fuß aus der Truppe des schwedischen Generals Bernhard von Weimar dringen am 24. Juni über Immenstadt und Sonthofen bis Oberstdorf vor. Der Oberstdorfer Pfarrhof wird geplündert; die Oberstdorfer fliehen mit ihrem Vieh in die Berge und auf Alphütten.

August
Nachdem die Schweden in Sonthofen geplündert und vergeblich versucht haben, Schloß Fluhenstein zu erobern und anzuzünden, kehren sie bei Oberstdorf um und ziehen sich wieder nach Kempten zurück.

Oktober
Bei einem Vorstoß, den die Schweden ins obere Illertal unternehmen, werden in Sonthofen einige Häuser angezündet, Schloß Fluhenstein geplündert, am 25. Oktober in Oberstdorf Häuser niedergebrannt einige Einwohner umgebracht und viele Rosse und Kitte weggetrieben.


Gemälde von Sebastian VRANCX (*1573 - †1647) zeigen Plünderungen von Dörfern und bäuerlichen Anwesen
im  30-jährigen Krieg. Szenen, wie sie sich damals auch in Sonthofen zugetragen haben könnten ...

1633 
Februar
Vom Lager vor der Stadt Kempten aus plündern schwedische Streifen am 20. Februar in Wangen und am 21. Februar in Immenstadt und Sonthofen; in Lindenberg, Scheidegg und Ellhofen werden von den Schweden zahlreiche Häuser niedergebrannt.

1634 
April
Der schwedische Kanzler Oxenstierna hat inzwischen alle geistlichen Herrschaften des Allgäus in den Besitz der Krone Schwedens genommen. Die Verwaltung der Grafschaft Kempten und der Pflege Sonthofen-Rettenberg überträgt er am 24. April wiederum der Stadt Kempten, die trotz der trüben Erfahrungen, die sie vor nicht zu langer Zeit in gleicher Sache gemacht hat, das schwedische Angebot annimmt.

1635 
Die Burg Burgberg geht in diesem Jahr in Flammen auf. Sie wird nicht wieder aufgebaut. Das dort seit 1562 untergebrachte Pflegamt Rettenberg wird nach Sonthofen in das ehemalige Heimenhofische Haus verlegt

1640 
Aus Sonthofen, Hindelang und Petersthal und wohl auch von vielen anderen nicht genannten Orten sind die Schulmeister wegen ungenügenden Verdienstes weggezogen. Während des Sommers haben sie ohnehin nichts zu tun, weil man die Kinder zum Viehhüten braucht.

1641 
Die Pfarrherren von Oberstdorf, Sonthofen, Altstädten und Hindelang klagen über den Rückgang ihrer Zehnteinkünfte. Dieser Rückgang kommt zum Teil davon her, daß die Bauern sich jetzt mehr auf Graswirtschaft umstellen und kein Getreide mehr anbauen, weil Gras im Gegensatz zum Getreide nicht der Zehntpflicht unterliegt.

Kaiser Ferdinand III. läßt für seine „Wunderkammer" in Schloß Ambras den 1613 in Sonthofen geborenen Hans Schnitzer malen. Das noch erhaltene Bild zeigt den 28jährigen Allgäuer Riesen in Soldatenuniform in 2,28 Meter Lebensgröße.

1648 
Westfälischer Friede, Ende des 30-jährigen Krieges

1650 
Zwei Jahre nach Friedensschluss ziehen die letzten Besatzungstruppen aus dem Allgäu ab. 
Im Herbst des Jahres reist der augsburger Domkapitular Rudolf von Rechberg als Verweser des noch nicht volljährigen Augsburger Bischhofs Sigmund Franz mit einem stattlichen Gefolge durch das gesamte hochstift-augsburgische Gebiet, um von Pflegamt zu Pflegamt die Huldigung der Hochstift-augsburgischen Untertanen für den neuen Bischof an Ort und Stelle entgegenzunehmen, über die einzelnen Huldigungsvorgänge werden Protokolle aufgenommen, die Einblick in die Bevölkerungsverhältnisse im Hochstift Augsburg zwei Jahre nach dem großen Krieg erlauben. Diese Aufschreibungen sind die ersten amtlichen Erhebungen über die durch den Dreißigjährigen Krieg in Schwaben angerichteten Schäden, Verwüstungen und Bevölkerungsverluste.

Die hohen geistlichen Herren brechen zur Huldigungsfahrt samt ihrem Gefolge am 13. September in Augsburg auf. Am 19. September trifft man in Marktrettenbach ein. Man besichtigt die Kirche und labt sich anstelle eines Mittagessens unter einem Baum „mit der bey sich gehabten kalten Küchln. Am Abend des Tages erreicht man Obergünzburg. Es regnet und es ist kalt, und als man aus den Kutschen steigt, blitzt es auch noch. Man entschließt sich deswegen notgedrungen, hier zu übernachten, muß aber anderntags feststellen, daß man „etwas schlecht accomodiert gewesen“, wofür man die gerade stattfindende Kirchweih und den Jahrmarkt verantwortlich macht. Am 20. September wird zuerst die Obergünzburger Kirche besichtigt, dann in Durach zu Mittag eine „Coilation eingenommen.“ Auf der Weiterreise nach Schloß Fluhenstein, wo man zu Abend speisen will, stehen am „Paß Maiselstein“ (Untermaiselstein) fünfzig Musketiere der Landwehr bereit und schießen Salut. Das gleiche geschieht „bei etlichen Schanzen und gemachten Plockhäusern“ vor Burgberg und vor Schloß Fluhenstein. Im Schloß Fluhenstein selbst werden die hohen Herrn durch Salutschüsse aus dreihundert Musketen und einigen eisernen Kanonen, mit Trommeln und Pfeifen „und mit jedermenniglichs großem Frolocken“ empfangen. Am 21. September wird eine Messe in der alten Schloßkapelle von Schloß Fluhenstein gelesen, im übrigen gerastet. Am 22. September treten die Untertanen der beiden oberen Gerichte Oberstdorf und Sonthofen in Stärke von 953 Mann, mit Ober- und Untergewehr bewaffnet und mit fliegenden Fahnen, um 11 Uhr im Schloßhof zu Fluhenstein zur Huldigung an. Zum Abschluß wird wieder aus den Musketen und den als „Stücklein" bezeichneten Kanonen Salut geschossen, „welches in dem gebürg hin und wider starck angeschlagen und der hall underschidlich Widerhall gegeben, was über alle maßen lustig zue sehen und zue hören geweßen, auch daß solches schüessen weit heraußer des gepürgs zue Fuessen und (Markt) Oberdorf gar wol gehört worden seye, wie der heraußigen Ambtleuth attestationes bezeuget haben.“ Nach vollbrachter Huldigung erhält jeder Untertan eine Maß Wein und für einen Kreuzer Brot, die Gerichtspersonen darüber hinaus noch ein Stück Fleisch.

1659
Sonthofen und Oberstdorf, die in den Jahren des Krieges ihr Marktrecht nicht mehr ausgeübt haben, erhalten es vom Augsburger Bischof neuerdings bestätigt. Der Bischof errichtet in Sonthofen ein Brauhaus. In der bischöflich-augsburgischen Pflege Rettenberg stirbt als letzter freier Bauer Jörg Herz von Binswangen.

1668 
Das 1659 in Sonthofen aufgerichtete bischöfliche Brauhaus muß seinen Betrieb wieder einstellen.

1681 
Der Schmelzofen am Grünten wird nach Sonthofen verlegt. Man führt bereits Eisen von auswärts ein, um den Betrieb aufrechterhalten zu können, der seit einem Jahr an Erz- und Holzmangel leidet

1684 
Die Bewohner der Gegend von Sonthofen beklagen sich beim Bischof zu Augsburg über den großen Schaden, der durch Wölfe angerichtet werde. Daraufhin wird den Untertanen in der Pflege Rettenberg erlaubt, von ihren Häusern aus auf Wölfe zu schießen. Das Jagen auf Wölfe bleibt indessen für die Untertanen verboten.

1689 
Der Pfleger von Fluhenstein beklagt sich beim Augsburger Bischof über eine Reihe von Geistlichen in der Herrschaft Rettenberg, weil diese durch umfangreichen Weinausschank und Weinhandel dem Steueraufkommen nachteilig seien. Vor allem der Dekan von Stephansrettenberg betreibe einen schwunghaften Weinhandel; auch die Pfarrer von Altstädten, Sonthofen und Maiselstein tätigten große Umsätze. Der Pfarrer von Altstädten begründet seinen Weinausschank mit Motiven christlicher Barmherzigkeit: der Wein, den der weltliche Wirt von Altstädten ausschenke, sei sehr sauer und bekomme den Altstädter Christen nicht. Der Pfarrer von Stephansrettenberg bezeichnet den von seiner weltlichen Konkurrenz angebotenen Wein als „sauer und faul". Die weltlichen Wirte wehren sich dagegen mit der Begründung, die Pfarrer konnten natürlich bessere Qualitäten liefern, weil Pfarrwein steuerfrei sei.

1701 Zufallsfund
Im Zuge der Nachforschungen im Staatsarchiv Augsburg wurde zufällig dieser Eintrag gefunden: Der Sonthofener Bürger Michael Fillinger kauft von Frantz Zweng eine halbe Behausung, früher das alte "Ambtshaus" genannt, ab. Hans Burkart von Heimenhofen hatte es 1564 errichten lassen und dessen Bauzeit lag somit nur wenige Jahre vor der des Möggenried-Hauses. In den Kellergewölben des alten Ambtshauses wurden damals Strafvollstreckungen vorgenommen. Es brannte später im Jahre 1870 ab und darauf, in der Wintergasse 6, wurde ein neues Haus errichtet, aber die Kellergewölbe sind heute noch erhalten.

1705
Die Gründung eines Klosters in Sonthofen durch Franziskaner aus Reutte scheitert am Widerstand des Bischofs von Augsburg.

1708
Die Königsegg'schen Untertanen in Gunzesried wollen künftig keine Holzkohlen mehr für den Schmelzofen nach Sonthofen liefern, sofern sie dafür keine höheren Preise als bisher erhalten.

1712 
Zusammen mit anderen Delinquenten wird am 13. April 1712 in Immenstadt auch Jakob Pfaudler aus Gunzesried wegen Diebstahls geköpft. Der nicht besonders qualifizierte Sohn des Sonthofener Scharfrichters führt die Enthauptung so stümperhaft durch, daß der Kopf erst auf den vierten Streich fällt. Dafür werden dem Scharfrichternachwuchs zuerst auf dem Richtplatz fünfzig „harte Prügel" verabreicht; alsdann wird er aus der Grafschaft Königsegg-Rotenfels gejagt.

1718
Dem Auswandererstrom nach Ungarn und Siebenbürgen (Transsilvanien), vor allem nach Sathmar (Ungarn), schließen sich aus dem Allgäu vorwiegend Bauern und Bürger aus Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Immenstadt, Sonthofen und der Umgebung dieser Orte an.

Ob den Auswanderern nach Siebenbürgen bewusst war,
WER dort sein grauenhaftes Unwesen trieb?



1720 Besitzerhinweis
Der Sonthofener Nagelschmied Michael Gramann tauscht im April mit dem neuen Besitzer Joseph Ueth eine halbe Behausung. Vermutlich die untere Haushälfte, in der die Nagelschmiedewerkstatt war.

1721
Der Pfleger von Rettenberg berichtet dem Bischof von Augsburg auf dessen Anfrage, daß der Pfarrer zu Maiselstein, der Benefiziat der Wallfahrtskirche Maria Rain, der Pfarrer von Stefansrettenberg und der Pfarrer von Sonthofen Wein ausschenken und Gäste bewirten. Sie werden von der Bischöflichen Finanzkammer verwarnt, weil der von ihnen ausgeschenkte Wein als Meßwert, steuerfrei ist und damit für den Bischof ein Steuerausfall entsteht

1724
Im Schüttentobel bei Ebratshofen wird ein Hütten- und Hammerwerk errichtet. Das Roheisen bezieht man anfangs aus Baumle bei Lochau, später aus Sonthofen.

1726
Im oberen Allgäu gibt es eine Anzahl von Schützenvereinen mit eigenen Schießstätten, und zwar in Sonthofen, Hindelang, Altstädten, Schöllang, Oberstdorf und Wertach. Am 11. September wird in dem 1724 eröffneten Zuchthaus zu Buchloe die erste Hinrichtung vollzogen. Durch das Fallbeil enthauptet wird Maria Magdalena Ochsenreiter aus Sonthofen. Der Grund für das Todesurteil ist nicht bekannt.

1729
Das Hochstift Augsburg richtet in Sonthofen eine Leinwandschau ein, die sich jedoch in Anbetracht der überlegenen Leinwandschau von Immenstadt nur dreizehn Jahre lang zu halten vermag.

1742 
In Sonthofen hat Johann Socher, vermutlich für ein Allgäuer Kloster, ein Hammerklavier gebaut, bei dem es sich um  das älteste noch vorhandene Instrument seiner Art handeln dürfte.

1750 
In der Pflege Sonthofen-Rettenberg wird durch den  Augsburger Bischof jedermann der Besuch von Messe und Predigt an Sonn- und Feiertagen bei Strafe von 30 Kreuzer bis zu 1 Gulden für jeden Fall des Fernbleibens befohlen. Jagd aller Art, auch Vogelfang und ebenso das Fischen, Kirschenpflücken und Obstpflücken sind an Sonn- und Feiertagen verboten.

um 1750
2. Bauphase am alten Haus. Es werden die Fensteröffnungen verändert und Holzausbesserungen vorgenommen. Zu dieser Zeit war die Holzkonstruktion mit Holznägeln und, im Fensterbereich, mit Haselruten armiert und mit Lehm- und Kalkputz überputzt. Vermutlich im Zusammenhang mit dem Nagelschmiedebetrieb erfolgen Umbauten des Rauchabzuges im Hüs und der Esse in der Werkstatt.

2Bauphase

 

1754 Besitzerhinweis
Anlässlich des Todes seiner Ehefrau lässt Joseph Ueth amtlich besiegeln, dass sein Sohn Sebastian Ueth, der Nagelschmied war, die halbe Behausung, überschrieben bekommen soll, sobald er heiratet.

1755 
Trotz des  Einspruchs  der  Geistlichkeit, welche die Kirche für diesen Zweck nicht hergeben will, wird von der bischöflichen Obrigkeit in Augsburg  den Sonthofenern die Aufführung eines Passionsspiels gestattet.

Besitzerhinweis
Joseph Ueth und Michael Aniser sind in Sonthofen als Löschmänner eingesetzt, wie aus der Feuerwehr-Ordnung von Sonthofen jenes Jahres hervorgeht.

1761 
In der Pflege Rettenberg führt der Augsburger Bischof das Wollspinnen ein, es wird in herrschaftlicher Regie als Heimarbeit betrieben. Der Gerichtsammann von Sonthofen hat den Spinnern in Altstädten, Sonthofen und Hindelang die notwendige Wolle auszuliefern, die Fertigfabrikate einzusammeln und die geleistete Arbeit zu bezahlen.

1762 Besitzerhinweis
Michael Johann Aniser, Besitzer einer Hälfte der alten Hauses, erwirbt ein Saatfeld.

1763 
Am 27. April stirbt kurz vor Vollendung seines reifsten Werkes im Alter von 63 Jahren der Stukkator Johann Georg Üblher in Maria Steinbach während der Arbeit an einem Schlag. Auf der Rückseite einer Orgelpfeife der Steinbacher Kirche hatte er 1756 seinen Namen eingeritzt, Üblher wird im Friedhof von Maria Steinbach begraben. Er war 1700 in Wessobrunn geboren worden, wohin seine Vorfahren zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus Berghofen bei Sonthofen ausgewandert waren.

1764 
Die jährlichen Einkünfte des Kempter Fürstabts und seines Kapitels aus Steuern und Abgaben der Untertanen belaufen sich auf rund 300.000 Gulden. Die Wiesen werden auf Schweizer Art zubereitet und dreimal im Jahr gemäht. Das Allgäu bringt etwas Flachs und viel Heu hervor. Das Land um Immenstadt, Sonthofen, Nesselwang und Füssen wird "das Spinnertand" genannt.

1765 Besitzerhinweis
Sebastian Ueth hat die Richtige gefunden. Er heiratet Anna Marie und wird wie versprochen im Grundbuch als neuer Besitzer der Haushälfte eingetragen.

1770 
Der Sitz des Amtmanns der Pflege Rettenberg wird von Schloß Fluhenstein in das bequemere fürstbischöfliche Pfleghaus in Sonthofenverlegt. Schloß Fluhenstein bleibt von nun an unbewohnt und wird dem Verfall überlassen.

1771 
Am Imberger Horn werden Braunkohlen gewonnen und zur Eisenschmelzhütte nach Sonthofen gebracht.

1777 
In einem dreispännigen Wagen und mit einen Gefolge von 14 Personen trifft Joseph II. in Immenstadt ein. Anderntags setzt er die Reise nach Wien über Sonthofen, Nesselwang, Reutte und Innsbruck fort.
In der ganzen Pfarrei Sonthofen gibt es nur in Sonthofen selbst eine eigene Lehrerwohnung. Nur in Sonthofen und Berghofen ist ein eigenes Schulzimmer für die Schulkinder vorhanden. Die Lehrer auf dem Land erhalten ihren kärglichen Lohn für die Abhaltung der Winterschule von den Bauern nach Übereinkommen, die Kost durch Essen bei den Bauern im Turnus. Die meisten Lehrer verdienen sich nebenzu etwas durch Mitarbeit in der Landwirtschaft, aber auch als Handwerker, Weber, Schreiber und Kohlenbrenner.

1778 
Die Gemeinde Sonthofen läßt einen Teil der Straßen innerhalb des Marktes pflastern.
In Oberried bei Sonthofen vernichtet ein Brand die sechs oberen Höfe samt der Kapelle.

In Füssen wird eine Normalschule mit vier Klassen eingerichtet für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr. Im Sommer besteht kein Zwang zum Schulbesuch, im Winter dagegen ist er Pflicht. Hauptfach ist Lesen. Die besseren Schüler lernen daneben auch Schreiben. Rechnen ist Wahlfach. Auch in Sonthofen und Burgberg werden Normalschulen eingerichtet. Künftig muß sich jeder Lehrer an der Hauptschule in Dillingen prüfen lassen.

1784
Joseph Sebastian Edler von Rittershausen veröffentlicht seine Reisebeschreibung "Die Alpen im Allgöw", worin er auf den Seiten 62 und 63 sehr schmeichelhaft den Allgäuer beschreibt.

1786
Zum Gallus Viehmarkt in Sonthofen wird in diesem Jahr wegen einer Viehseuche im Unterland nur Vieh mit Gesundheitspaß zugelassen.

1790 
Die handwerklichen Berufe in Sonthofen und in der Pflege Rettenberg sind durchwegs überbesetzt Die Bäckergesellen gehen nach vollendeter Lehrzeit fast alle nach Rom, von wo einige einen siechen Körper, andere einen schönen Verdienst nach Hause bringen.
In der Einsiedelei Maria Trost bei Nesselwang stirbt als letzter Eremit Anton Handle aus Sonthofen.

1791 
Die Bürgerschaft des Marktes Sonthofen bittet die bischöflich-augsburgische Regierung um die Genehmigung, Theater spielen zu dürfen. Man begründet das Gesuch mit rein wirtschaftlichen Argumenten: die Sonthofener gingen andernfalls ins Theater nach Immenstadt, unter Umständen sogar „zu den vagierenden Komödiantenbanden in das benachbarte Kempten" und trügen damit das Geld ins „Ausland“.

1792 
Kriegsbeginn 
Österreich und Preußen marschieren gegen Frankreich. Zunächst ziehen österreichische Truppen aller Waffengattungen durchs Allgäu an den Rhein. Allenthalben werden Soldaten angeworben.

1796 
Die Sonthofener Bürgerschaft, insbesondere die Sonthofener Komödianten, beschweren sich beim Bischof in Augsburg über ihren Pfarrer, der ihnen das herkömmliche Passionsspiel verbieten will mit der Begründung, er könne am Karfreitag in der Kirche keine „Komödie" brauchen. Die Komödianten sagen, dieses Spiel sei bisher immer am Gründonnerstag und Karfreitag in der Sonthofener Kirche aufgeführt und am Karfreitag sogar mit einer Prozession verbunden worden, „wobey jederzeit der größte Seelen-Eiffer und Andacht verspürt und vill tausent reyemüetige Zöher (reumütige Zähren) und Seyffzer abgeschickt und vergossen worden". Bei der Anbetung, die der Pfarrer am Karfreitag in der Kirche abhalte, komme es dagegen höchst selten vor, daß jemand weine oder auch nur seufze. Außer den Seelen, die infolge der Nichtabhaltung des Passionsspiels dem Himmel verloren gingen, wären für Sonthofen auch allerhand Gulden verloren, wenn die vielen hundert Zuschauer, die sonst das Passionsspiel in Sonthofen besuchen würden, nun zur Passionsspielkonkurrenz in Immenstadt, Oberstaufen, Nesselwang oder Oberstdorf gingen.

1796 
August
Am 24. versuchen die aus Immenstadt vertriebenen Franzosen die Stadt zurückzuerobern. Der französische Angriff auf Immenstadt erfolgt vom Konstanzer Tal und von Missen aus. Die Österreicher werden aus der Stadt vertrieben, die Bürgerhäuser von den Franzosen geplündert. Ein französischer Hauptmann, der bei Immenstadt von den Kaiserlichen gefangen genommen worden ist, wird erbarmungslos zusammengeschlagen. Am gleichen Tag wird Sonthofen von den Franzosen besetzt. Die militärtauglichen Burschen fliehen in die Berge.

September 
Aus Sonthofen und Immenstadt werden die Franzosen vertrieben.

1797 
Vor allem im östlichen Allgäu finden die Büßpredigten unter Hinweis auf das herannahende Ende der Zeiten Widerhall. In Wertach konstituiert sich ein „Religionsclub“, dem auch „Weiberleut“ angehören, der Wertacher Bürgermeister schlägt vor, diese untätigen Weibsbilder unter Androhung von Zuchthausstrafen dazu anzuhalten, einer nützlichen Tätigkeit in der Landwirtschaft nachzugehen. Die Angehörigen des Wertacher Religionsclubs" sind nach Meinung des dortigen Pfarrers eindeutige Ketzer. Das Pflegamt Sonthofen bietet sich als „weltlicher Arm“ an. Der Fürstabt von Kempten, der die von Boos und Bach im Kempter Land verbreiteten „ Ketzereien und Irrlehren“ zusammen mit dem Augsburger Bischof schon lange argwöhnisch beobachtet, erhält durch die Neujahrspredigt, die Martin Boos am 1. Januar 1797 in Wiggensbach hält, die längst gesuchte Handhabe. Boos wird vor das Augsburger Ordinariat zitiert, für ein Jahr von seinem Seelsorgamt suspendiert und in die geistliche Besserungsanstalt in Göggingen eingewiesen.

1800 
Nach einem bescheidenen Versuch, sich auf dem Kalvarienberg bei Immenstadt noch einmal zu verschanzen, räumen die Österreicher am 12. Juli das Illertal und ziehen sich über Sonthofen, Hindelang und das Oberjoch ins Tannheimer Tal und nach dem sicheren Tirol zurück. Das Kleine Walsertal wird von 1500 Franzosen besetzt, die den Leuten alles nehmen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Besitzerhinweis 
Nach dem Tode von Sebastian Ueth verkauft seine Witwe Anna Marie die Haushälfte an Kajethan Ueth.
 Auch Johann Michael Aniser segnet zur Jahrhundertwende das Zeitliche. Sein Besitznachfolger wird Josef Wiestner.

Die späteren Besitznachfolger, zu denen dann auch etwas mehr als nur die namentliche Nennung bekannt ist,
finden Sie  hier.

1802 
Am 2. September beginnen bairische Truppen mit der Besetzung des hochstift-augsburgischen Gebietes im Allgäu: Marktoberdorf, Hindelang, Sonthofen, Nesselwang und Pfronten. Der Pfarrer von Thalhofen, Magnus Scharpf, schreibt in sein Tagebuch: „Nun sind wir also bairisch. Gott gnade uns allen!

Mit dem Zitat soll diese Chronik über Sonthofen vorerst enden ...

 

Was noch das Möggenriedhaus betrifft:
in der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts wurde im alten Haus die 3. Bauphase vollzogen. Die Decken wurden mit angespickten Latten armiert und überputzt.

In der zweiten Jahrhunderthälfte, um 1859, erfolgt die 4. Bauphase. Das Gebäude wurde nach Norden in Ständerbauweise erweitert, die Fachungen der Erweiterung wurden mit Ziegeln ausgemauert. Die Nadelholzständer mit Hufnägeln armiert. Die Fehlböden wurden mit Holzschlacke und Holzkohle, die beim Betrieb der Nagelschmiede anfielen und einen guten Dämmwert besitzen, ausgefüllt. Kleinere Sanierungsmaßnahmen, einige Türen wurden ersetzt. Fortan werden die Räume im Hause mit Tapeten versehen

In der 5. Bauphase um 1907 erfolgte der Ausbau des östlichen Stadels zu einem Wohnhaus in Ständerbauweise mit Ziegelfachungen und verputztem Mauerwerk. Darin werden zweiflügelige Fenster mit Oberlicht eingebaut. Neu hinzu kommen Türen mit waagrechten und senkrechten Füllungen. 1923 werden charakteristische Fachwerkaufsätze an der südlichen und östlichen Fassade angebracht. Im bestehenden alten Gebäude wurden Wände farbig angestrichen, teilweise tapeziert.

1907-1920

 

Die 6. Bauphase war um 1970, vorwiegend zum Zweck, mehr Unterkünfte für Gastarbeiter im Hause zu schaffen. Mit Gipskartonplatten und Spanplatten wurden Räume unterteilt.

Immerhin: über die Jahrhunderte blieb im Wesentlichen die ursprüngliche Aufteilung, die Konstruktion und der Charaker des alten Hauses erhalten.