Tapetenwechsel

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um 1850

Dies war die erste Tapete, welche das hölzerne Ambiente der Wände im Erdgeschoss im Gaden des Möggenriedhauses bedeckte. Unter ihr befand sich keine Grundierung aus Zeitungen, daher ist auch keine genauere Bestimmung möglich, wann diese Tapete angebracht wurde. Ein Anhaltspunkt für die Verschönerung könnte dieser Eigentümerwechsel sein: Besitzerfamilie Wüstner bezog ihr neues Heim im Mühlenweg anno 1857.

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Damals wohnte auch Familie Schraudolph im Möggenriedhaus. Unter dieser Tapete mit grün-grauem Muster im Gaden des Obergeschosses wurde eine alte Rechnung vom 25. März 1859 sichtbar. In der oberen Stube fand sich ein Artikel vom 15. Januar 1869, der unter einer hellblauen und einer darüberliegenden dunkelblauen Tapete verborgen war.

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Zeitreise durch die Tapetenschichten

Tapeten verschönern das eigene Refugium, schaffen eine angenehme, freundliche Atmosphäre nach dem individuellen Geschmack. Es gab sie schon vor der Bauzeit des Möggenriedhauses (1586). Doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Druckmaschinen erfunden, welche Tapeten auf Rollen herstellten, wodurch deren Anbringung auch für bürgerliche Haushalte parktikabel wurde. Dennoch blieb diese Wandverschönerung bis nach dem II. Weltkrieg ein Luxus, den sich nur wohlhabende Bürger leisteten.
Beim Gestalten ihrer Innenräume überdeckten die früheren Bewohner die alten Tapeten mit neuen. Als Untergrund (Makulatur) für den Wandschmuck diente Zeitungspapier. Nach sorgfältigem Ablösen der Schichten und gewissenhafter Suche auf den unterlegten Zeitungen findet sich darauf oft ein Datum. So wurde diese kleine Zeitreise möglich. Die Jahreszahlen bedeuten den Zeitraum, der zwischen den gefundenen Zeitungsdatierungen liegt.

1888 - 1909

In der Zeit, als diese Blumentapeten in der oberen Stube angebracht wurden, bekam das Ehepaar Schraudolph ihren Nachwuchs Robert Schraudolph (geb. 1. August 1887). Unter ihr war diese Bekanntmachung der Marktgemeinde Oberstdorf vom 24. September 1888.

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1910 - 1926

Seit 1890 war der Nagelschmiedemeister Anton Übelhör Besitzer des Möggenriedhauses. Die Gattin des Meisters entschied sich für eine feingeblümte Tapete, unter der dieser Zeitungsartikel ruhte, datiert vom 10. Dezember 1909


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1936 - 1964

Die Muster dieser jüngsten Tapeten unterscheiden sich deutlich von den vorhergehenden. In der Nachkriegszeit war der Wandschmuck allseits beliebt und jedermann erschwinglich. Unter den Tapeten befanden sich Zeitungen mehr, sie waren direkt auf die darunterliegenden geklebt worden. Jedoch notierte jemand diesen handschriftlichen Hinweis vom 17.08.64 auf eine Tapete. Diese dürfte, da sie für Notizen Verwendung fand, bereits ausgedient haben und Jahre zuvor, zwischen 1935 und 1960, angebracht worden sein. In dieser Zeit wurde das Haus von seiner Witwe Karolina und ihrem Sohn Alois bewirtschaftet.

 

Der Stil dieser Tapeten spiegelt den Geschmack der 1960er Jahre wider.

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Hier endet die Zeitreise durch die Tapeten. Nach dem Tod Karolinas (1962) und Alois (1967) wurde das Haus veräußert.
Wie es weiterging:

1927 - 1935

Diese Tapete verbarg eine Zeitung von 1926, deren Fragment darüber informiert, dass der Bischof Dr. v. Keppler am 17. Juli des Jahres im Alter von 74 Jahren das Zeitliche gesegnet hatte. 1913 hatte Schreinermeister Friedrich Möggenried das Haus erworben und mit seiner Ehefrau Karolina sowie den Kindern bezogen. 1923 hatte er das Haus als neuer Besitzer, renoviert und einige Jahre später auch neu tapeziert. Wer von den beiden Eheleuten wohl die Entscheidung für dieses Blümchenmuster traf?

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