nix genaues weiss man nicht

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Zu jenen Zeiten, als Sonthofen noch in Herrschaftsgebiete derer von Heimenhofen und dem Bischof in Augsburg geteilt war, fanden auf dem Kalvarienberg Sitzungen statt, bei welchen die Landesherren Recht über Streitigkeiten und Forderungssachen sprachen und über Bitten und Belange der Untertanen entschieden wurde. Der Ortsverwalter hatte für die von weither gereisten Herren selbst im Mayerhof / Pytanzhüs für angemessene Unterkunft zu sorgen. Die Rösser der Hoheiten wurden in einem Hengstehaus versorgt.

Entlang des Mühlenweges, der damals noch am Randgebiet Sonthofens war, befanden sich die "Rossfelder", auch „Hengstäcker“ genannt - Pferdekoppeln, wo die Transporttiere angemessene Versorgung gefunden haben dürften. Hausnummern wurden in Sonthofen erst im 18. Jahrhundert eingeführt und der Straßenname "Mühlenweg" entstand noch später, Anfang des 20. Jahrhunderts. Als die Hausnummern vergeben wurden, bekam das Möggenried-Haus die Adresse 11a und 11b. Ursprünglich wurden in alter Zeit die Häuser nach ganz anderen Kriterien als heutzutage unterschieden. Nach welcher Regel die Numerierung der Häuser erfolgte, wissen wir nicht. Man könnte vermuten, dass damals noch Erkenntnisse über die Reihenfolge der Erbauung bekannt waren und dies die Grundlage für die Einreihung gewesen war. So betrachtet, würde es bedeuten, dass das alte Haus das 11. war, welches seinerzeit im Ort erbaut wurde. Dagegen spräche aber, dass Sonthofen im Jahre 1587 bereits 60 Anwesen zählte. Somit konnte es nicht das 11. sein - es sei denn, die Nummer bezog sich auf ein früheres Haus, welches davor hier gestanden hatte ...

Es ist wohl wahrscheinlich, dass im nördlichen Ausflussgebiet des Kalvarienberges jenes Hengstehaus erbaut und bewirtschaftet worden war. Dies war bis ins 14. Jahrhundert so. Die Bedeutung der Mayerhöfe nahm im Laufe des 15. Jahrhunderts ab, es sind keine Berichte mehr über die Zeit danach vorhanden.

Was kann das nun mit dem Möggenried-Haus zu tun haben - es steht zwar am Fuße des Kalvarienberges, aber wurde erst viele Jahrzehnte später erbaut. Mit dem oberirdischen Teil wenig, aber was aber ist mit dem darunterliegenden Fundament und mit jenem obskuren Kellerraum, der in das wirtschaftlich-bauliche Gefüge nicht recht hineinpasst? Welchen Zweck kann sein seitlicher Kellerschacht haben, dessen Öffnung nicht ins Freie, sondern unter den Boden führt.

Wie kommt es, dass der Keller unter der ehemaligen Stallung liegt?

 

 

 

 

 

 

Es deutet einiges darauf hin, dass der Keller älter als das oberirdische Gebäude ist. Auch der andere Kellerraum gibt Rätsel auf. Er ist so ausgedehnt, dass eine darüber liegende tragende Wand nach unten ungestützt ist - konstruktiv problematisch und nicht nachvollziehbar.

In der Decke über diesem Keller steht eine tragende Wand, die nach unten nicht gestützt wird. Weshalb passt die Ausdehung des Kellers nicht zu der oberirdischen Konstruktion?

 

 

 

 

 

 

 

Es sei denn, die beiden Keller wären schon da gewesen, als das Möggenried-Haus 1586 gebaut wurde. Könnte es also sein, dass ein früheres Haus, bei dem der eine alte Kellerraum eine wirtschaftlich nachvollziehbare Funktion hatte und der andere konstruktiv bündig war, vormals dort stand?

Verfolgt man diesen Gedanken weiter, stellt sich die Frage, was stand davor dort für ein Haus?

1819 gab es entlang des Weges, der später den Namen "Mühlenweg" bekommen sollte, nur 3 Häuser. Dies geht aus einem Katasterplan aus dem Jahre 1819 hervor. Eins davon war das ehemalige Marienheim, welches um 1800 erbaut worden war.

Es ist wahrscheinlich, dass im 16. Jahrhundert an dem Weg, der damals noch an der Pheripherie des Ortes lag, das Möggenried-Haus allein stand. Daraus aber ergäbe sich eine Verbindung zu dem Hengstehaus, welches in der Nähe der Rossfelder/Hengstäcker gestanden haben müsste.

Der Schopf des Möggenried-Hauses hat eine bemerkenswerte Erhöhung in der Decke. Eine Besucherin, die Erfahrung mit Pferdehaltung besitzt, meinte dementsprechend, dass der Schopf einst vermutlich als Pferdestall Verwendung fand, weil diese Tiere größer sind als anderes Vieh und die Wandbalken Spuren von Futtertrögen aufweisen, die erhöht angebracht waren. Eine Untersuchung (Archäopedologie) des Erdreichs unterhalb des Stalles könnte unter Umständen Aufschluss geben: Es ist möglich, Bestandteile tierischer Harnstoffe noch nach Jahrhunderten im Boden nachzuweisen. Daraus kann auch geschlossen werden, von welchem Tier sie stammten.

Kann es also sein, dass das ehemalige Hengstehaus abgerissen und darauf auf dessen altem Steinfundament das heutige Möggenried-Haus wieder, vielleicht als Reminiszenz an den Vorgänger mit pferdetauglichem Schopf, neu errichtet wurde?